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Die Feste und deren Bedeutungen

Japanisches Neujahrsfest

 

 
 
 

Grußwörter:
Shinnen omede tou gozaimasu!
Sakunen wa taihen osewani narimashita,
Kotoshimo yoroshiku onegai itashimasu.

 

 

 

 
Ein Frohes Neues!
Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Bemühungen und Ihre Anstrengung, sich im vergangenen Jahr um mich gekümmert zu haben,
Ich würde mir wünschen, dass Sie mir im kommenden Jahr weiterhin Ihre Aufmerksamkeit schenken würden."

 
 

Hintergrund
Es gibt zwei wichtige traditionelle Feste in Japan, die in der Geschäftswelt beachtet werden, nämlich Neujahr(shôgatsu = "erster Monat im Jahr") am ersten Januar und das buddhistische Obon-Fest (das Fest der Ahnen) Mitte Juli bzw. Mitte August. Zum beiden Anlässen tauschen Geschäftspartner Grußkarten und Geschenke aus. Zum Kirschblüten-Fest beglückwünscht man sich kurz am Ende eines Telefongesprächs oder einer Email.

Japan ist ein traditionsbewusstes Land. Ungeachtet der modernen Entwicklung bleiben Japaner im Grunde doch tiefverwurzelten Werten treu. Sie besitzen eine sehr hohe emotionale Intelligenz und sind extrem empfänglich für Stimmungen aus dem persönlichen Umfeld. Beide Feste spiegeln die tiefsinnige Weltanschauung der Japaner wider. Vor dem Hintergrund des Shintoismus und des Buddhismus, die einen großen Einfluss auf das Denken und Verhalten der Japaner ausüben, symbolisieren sie den Zusammenhang zwischen Geburt und Tod und den Zyklus des Lebens von Anbeginn bis zum Ende mit dem Jahresbeginn als Neuanfang. Das Obon-Fest ist dem Gedenken der Ahnen gewidmet.

Das Neujahrsfest richtete sich in vergangener Zeit nach dem Mondkalender. Bis zur Meiji-Zeit (1868-1912) feierten Japan, China und Korea noch gemeinsam Neujahr. Seit der Meiji-Restauration, als das Land nach westlichem Vorbild modernisiert wurde, wurde es auch kalendarisch angepasst, und seit 1873 findet das Neujahrsfest wie in Europa am ersten Januar statt.

Allerdings gab es einige Spekulationen über den wahren Grund dieser Umstellung. Es ging die Rede, dass eigentlich eine Sparmaßnahme der damaligen Regierung dahinter steckte. Die Reform kostete viel Geld und langsam ging dem Fiskus das Geld aus. Als der Regierung die Ideen zur weiteren Geldbeschaffung ausgingen, wurden mögliche Sparmaßnahmen sondiert. Nach dem Mondkalender gibt es alle paar Jahre ein Jahr mit dreizehn Monaten. Das Jahr 1873 war ein solches Jahr. Da sich die Regierung die Auszahlung des 13. Monatsgehalts an die Beamten sparen wollte, führte sie zum 1.1.1873 kurzerhand die westliche Zeitrechnung ein.
 

 

Wie wird das Neujahrsfest in Japan gefeiert?
Das Neujahrsfest wird meist sehr traditionell und familienbezogen gefeiert. Ein oder zwei Wochen zuvor beginnt der große Jahresputz. Nicht nur zu Hause, sondern auch in Büros und Schulen wird gründlich gereinigt. Man kehrt den Staub des alten Jahres hinaus, um das neue Jahr sauber und neu zu beginnen. Nach der Reinigung werden Glückssymbole aufgestellt wie z.B. Kagami-Mocchi (zwei aufeinander gelegte Reiskuchen mit einer Bitterorange als Abschluß) für die Shinto-Götter im Raum und matsu kazari ( Kiefer geschmückt mit Blumen), jeweils links und rechts vor der Haustür.

Das Neujahrsfest dauert insgesamt drei Tage. Damit die Mütter und Hausfrauen während der Festtage nicht in der Küche stehen müssen, und die ganze Familie richtig miteinander feiern kann, wird grundsätzlich nicht gekocht. Stattdessen bereiten die Hausfrauen vor dem Fest das Neujahrs-Essen (Osechi-Ryori) für drei Tage vor. Osechi-Ryori besteht aus einer Vielfalt verschiedener kalter Gerichte wie Fisch, Gemüse, Fleisch, Ei, Seegemüse und Reis, die wunderschön und kunstvoll in einem großen lackierten Behälter arrangiert werden. Schon vor Beginn des Neujahrsfestes stehen in der Küche Berge von Osechi-Behältern hoch aufeinander gestapelt, da jedes Familienmitglied für jeden einzelnen der drei Tage einen eigenen Behälter bekommt. Heute gibt es ein riesiges Angebot von Osechi-Ryori in den Supermärkten. Das erspart vielen Japanern die mühsame Kocherei, und sie kaufen das Neujahrsessen gerne einfach dort ein.

 

 Osechi-Ryori
 

 

In der Silvester Nacht versammeln sich die Familien nach dem Essen vor dem Fernseher, um den traditionellen Sänger-Wettbewerb "Kohaku Uta Gasse" von NHK zu verfolgen. Jahr für Jahr wird zum Jahreswechsel das vierstündige Kohaku gesendet. Die Sängerinnen der Rot-Gruppe treten gegen die männlichen Kollegen der Weiß-Gruppe an. Es werden die "Best of Songs" des Jahres zum Besten gegeben. Nur die populärsten Stars werden zum Kohaku eingeladen, was als höchste Ehre angesehen wird. Dann wird es langsam Zeit, noch vor dem Countdown zum Jahreswechsel die Soba-Nudeln als Symbol eines langen Lebens zu essen.

Pünktlich um 12 Uhr Mitternacht erklingen aus allen buddhistischen Tempeln 108 Glockenschläge, die symbolisch die buddhistischen 108 Sünden vertreiben. Alle Japaner, die um diese Zeit noch dazu in der Lage sind, machen sich jetzt auf den Weg. Nein, nicht zum Tempel, sondern nur zu den verschiedenen Schreinen, um dort um Glück zu beten. Dieses perfekte Zusammenspiel zwischen den Religionen verstärkt das Harmoniegefühl und sichert das Glück gleich zweifach. Diejenigen, die sich am Morgen schon vom Silvesterabend erholt haben, stehen früh auf und besuchen noch vor dem Frühstück den Schrein.

Japaner verehren häufig den speziellen Schrein eines bestimmten Gottes. Üblicherweise betet man am Schrein für Glück und Gesundheit, damit das neue Jahr friedvoll verläuft. Man schreibt einen Wunsch auf ein Holztäfelchen (Wunschtafel) und hängt es an den Schrein, damit die Götter die Gebete auch wirklich erhören.

Auf dem Hof des Schreins wird ein Feuer entfacht. Die Besucher werfen die alten Tarisma ins Feuer, um sich vom vergangenen Jahr zu verabschieden und sich von geschehenem Unglück zu reinigen. Tarisma kann man nur im Schrein bekommen. Es sind Glücksbringer aus Stoff und Papier im Taschenbuchformat. Darin befindet sich ein Wahrsagepapierchen. Anschließend wird ein neuer Tarisma erworben. Diese nimmt man nach Hause mit und versteckt sie für das kommende Jahr auf dem Hausaltar. Manche Japaner bringen auch getrockneten Tintenfisch zum Schrein, den sie auf dem Feuer im Hof miteinander grillen. Der Tintenfisch wird mit der Hand in Streifen geteilt und im Stehen verzehrt, was Glück bringen soll.

Ein neues Jahr bedeutet einen Neubeginn. Da 86 Prozent der japanischen Bevölkerung Shintoisten und 73 Prozent Buddhisten sind, können die Japaner nie zu viel Glück haben, und sie versuchen gleich zum Jahresauftakt, durch angemessene Taten das neue Jahr auf den Pfad des Glücks zu lenken. Daher trinkt man ama-sake, geht zu einem Schrein oder Tempel (Hatsu-mode) oder wird Augenzeuge des ersten Sonnenaufgangs und ähnliche Aktivitäten. Als besonders gutes Omen gilt ein Hatsu-yume (erster Traum) von Fuji-Berg, einem Falken oder einer Aubergine. Japaner glauben, dass solche Trauminhalte auf ein besonders glückliches Jahr hindeuten. Das japanische Wort für Aubergine ist nasu, was aber auch auch "Erfolg" und "erledigen" bedeutet. Wenn man gleich von mehren Auberginen=nasu träumt, ist das natürlich sehr vielversprechend.

Am ersten Tag des neuen Jahres bekommen Kinder von Eltern und Verwandten ein Geldgeschenk (Otoshidama). Das ist für alle Kinder der glückliche Moment, zu dem sie je nach Größe der Verwandtschaft so richtig Geld einsammeln können. Klein- und Vorschulkinder erhalten 300 bis 500 Yen (Wechselkurs: 1 EURO= ca. 100 Yen). Bei Erst- bis Drittklässlern steigert sich die Summe auf 1000 bis 3000 Yen, ab der vierten Klasse gibt es dann zwischen 3000 und 4000 Yen usw., für Unistudenten sogar bis zu 30,000 Yen (300EUR). Die genannten Beträge gelten pro Verwandter und variieren je nach finanzieller Lage der Betreffenden. Sobald die Kinder selbst zur Arbeit gehen, überreichen sie ihrerseits den Eltern kleine Geldgeschenk als Zeichen der Dankbarkeit.
 

 
 

Was bedeutet das Fest in der Geschäftswelt? Wie sollten Sie es handhaben?
Kommen Sie bitte nicht auf die Idee, die japanischen Partner nach Weihnachten zu besuchen oder gar in Japan Silvester zu feiern. Alle Firmen schließen ab dem 31. Dezember und der erste und zweite Januar sind Familien- und Ruhetage. Am dritten Tag des neuen Jahres besucht man Verwandte, Freunde und Nachbarn, um Glückwünsche auszutauschen, oder die ganze Familie geht gemeinsam einkaufen. Am vierten Januar kehrt dann der Alltag zurück. Viele jüngere Japaner nutzen diesen Zeitraum zu einem einwöchigen Auslandsurlaub. Am sichersten ist es, einen Japanbesuch erst ab dem siebten Januar zu planen. Wenn nicht, können Sie in aller Ruhe "Kohaku Uta Gasse" und diverse andere Neujahrs-Fernsehprogramme im Hotel verfolgen und abends auf den leeren Straßen Tokyos spazierengehen.

Ähnlich dem Weihnachtsgeld in Deutschland bekommen japanische Mitarbeiter im Dezember einen Bonus. Da sie normalerweise nicht besonders gut verdienen, ist ein Bonus dementsprechend großzügig - er sollte bei mindestens drei Monatsgehältern liegen.

Japaner legen großen Wert auf die Pflege persönlicher Kontakte mit ihren Kunden und befreundeten Geschäftspartnern, und es werden Grußkarten und Geschenke ausgetauscht. Heutzutage geht der Trend bei Jugendlichen zu elektronischen Grußkarten und SMS. Trotzdem nimmt der Umfang an Nengajo (konventionelle Postkarten) keinesfalls ab. Jährlich versenden Japaner schätzungsweise über zwei Milliarden Neujahrskarten mit Glückwünschen an Kunden, Ranghöhere, Ältere, Lehrer(auch ehemalige), Kollegen(auch ehemalige), Verwandte und Freunde. Geschenke sind üblicherweise oft langfristig haltbare Esswaren wie Seetang.

Machen Sie doch gleich mit! Am bestens schicken Sie rechtzeitig Karten mit handgeschriebenen Glückwünschen an Ihre japanischen Geschäftspartner und Kollegen. Sie werden sich sehr darüber freuen. Ein Email mit Grüßen ist zwar nicht so wirkungsvoll wie eine handschriftliche Neujahrskarte, sie ist aber das mindeste, was man tun sollte. Schreiben Sie aber bitte eine spezielle Neujahrsgruß-Email und auf keinen Fall am Ende einer Alltagsmail.
Verfassen Sie zuerst Ihre persönliche Nachricht, und Schreiben dann am Ende die folgenden Grusswörter.
"Shinnen omede tou gozaimasu!"
"Sakunen wa taihen osewani narimashita,
Kotoshimo yoroshiku onegai itashimasu."
(Die Übersetzung finden Sie zu Beginn des Textes.)

Wenn Sie möchten, können Sie schon Anfang Dezember eine Dankeschön-Karte bzw. -Email an Ihre japanischen Geschäftspartner und Kollegen senden, in der Sie sich für das Vertrauen und die gute Zusammenarbeit im vergangenen Jahr bedanken. Diese Email muss allerdings spätestens bis Mitte Dezember abgeschickt werden. So machen es auch die Japaner zum Zeichen eines glücklichen Jahresabschlusses.

 

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